
Naturwein und Orangewein
Wenn Zeit keine rollte spielt
„Zurück zur Natur und zum Ursprung“ repräsentiert gerade den aktuellen Zeitgeist unserer Gesellschaft.
Verzicht auf Plastik und unnötigen Konsum, nachhaltiges Reisen oder regionale Lebensmittel sind nur einige Punkte, die mittlerweile zu unserer Tagesordnung gehören und immer häufiger diskutiert werden.
Natürlich ist es mir deshalb auch wichtig, dass Weine, die ich für unser Sortiment aussuche, aktuellen Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Immer mehr Weingüter gehen den Weg der Biozertifizierung oder beschließen umweltbewusster zu arbeiten. Zwar gehören aktuell noch die wenigsten Weine in unseren Weinregalen zur Kategorie „Naturwein“, trotzdem lohnt sich eine kurze Einführung in die Welt der ursprünglichen und naturverbundenen Weinerzeugung.


Naturwein
Dieser Trend, der die anfangs angesprochenen Punkte auffasst, ist der Trend des Naturweines. Die Bewegung definiert sich durch harte und genaue Handarbeit im Weinberg sowie „kontrolliertes Nichtstun“ im Weinkeller. Meistens werden Naturweine von Bio-Weingütern produziert oder von Betrieben, die sich den Richtlinien der Biodynamie verschrieben haben.
Während die Rebstöcke wachsen und die Trauben reifen, sind Naturwein-Winzer eine Einheit mit, wie könnte es anders sein, der Natur.
Da diese Winzer auf konventionellen Pflanzenschutz verzichten, und mit natürlichen Mitteln, wie Backpulver oder Brennnesselsuden gegen Pilzbefall und co vorgehen, müssen sie auf die geringsten Veränderungen am Rebstock reagieren.
Das Ziel der Arbeit im Weinberg: Trauben, die zu einhundert Prozent gesund sind und nach einhundertfünfzig Prozent schmecken! Denn nur absolut gesundes Traubenmaterial ermöglicht das folgende „Faulenzen“ im Weinkeller. Sobald die Moste im Weinkeller zu gären beginnen, endet die Arbeit des Winzers erst einmal und er muss sich im geduldigen Abwarten üben.
Denn anders als beim konventionellen Wein werden die Moste nicht mit zugesetzten (Aroma-)Hefen zum Gären gebracht. Einzig natürlich vorkommende Hefen aus den Weinbergen werden verwendet und der Wein vergärt spontan. Das Risiko von „stecken gebliebenen“ Weinen, die nicht komplett durchgären und am Ende eine Restsüße behalten, oder Weinen mit Fehltönen steigt dadurch. Umso wichtiger ist eine einhundert Prozent hygienisch saubere Arbeit im Weinkeller, denn natürlich gilt es immer Fehler im Wein zu vermeiden.
Zudem werden Naturweine kaum oder gar nicht geschwefelt und viele Naturweine werden unfiltriert abgefüllt. Sie reifen dadurch auch in der Flasche hervorragend weiter und entfalten ihr Potential erst nach einigen Jahren.
Orangewein
Eine Art Untergruppierung der Naturweine und die älteste Form der Weinherstellung sind Orangeweine.
Der Name leitet sich zum einen von der orangenen Farbe der Weine ab, die der Wein auf Grund einer gewollten Oxidation erhält. Zum andern wurden diese Weine ursprünglich in Tonamphoren vergoren und gelagert und auch diese haben vor hunderten von Jahren Farbe an den Wein abgegeben.
Der Ursprung dieser Bewegung liegt in Georgien, dem Geburtsland der heutigen Weinbereitung. Dort wurden schon vor hunderten von Jahren weiße Trauben genauso behandelt wie rote Trauben, um den späteren Wein haltbarer zu machen (Schwefel und co hat man damals ja noch nicht verwendet). Für die Produktion von Orangewein werden die weißen Trauben gequetscht und bleiben dann über einige Wochen zusammen mit dem Most in den im Boden vergrabenen Amphoren, Qvevri genannt.

Dadurch entwickelt der eigentliche Weißwein seine orange Bernsteinfarbe und das Tannin, also der Gerbstoff, der dem Wein Haltbarkeit verleiht und in den Kernen der Traube sitzt, wird im Laufe der Gärung ausgelaugt.
Auch hier gilt: Nur absolut gesundes Traubenmaterial ermöglich absolut reine Weine. Beim Orangewein gilt die Oxidationsnote nicht als Fehler, wie es bei einem „normalen“ Wein üblich wäre. Trotzdem gibt es aber vor allem in diesem Bereich die komplette Bandbreite an Weinfehlern – leider. Viele Winzer scheinen auf ihrem Weg zurück zum Ursprung sämtliche Hygienestandards aus der Weinbauschule zu vergessen und rechtfertigen am Ende jeden Fehlton und jede Schlamperei mit Sätzen wie „Das ist Terroir, schmeckt halt so bei uns.“ Vielleicht sind genau deshalb Naturweine und Orangeweine nicht jeder Manns Sache. Während Naturweine oft „ganz normale Weine“ sind, denen man den Unterschied zu konventionellen Weinen eigentlich nicht anmerkt, unterscheiden sich Orangeweine schon deutlich im Aroma und der Struktur. Wer hier einen „Standard-Wein“ erwartet, wird (hoffentlich positiv) überrascht sein, wenn er am Glas riecht.
Für mich persönlich sind diese Weinwelten aber wunderbare Ergänzungen zur klassisch konservativen Weingemeinde und gerade in Kombination mit feinen Speisen eine Offenbarung.
Oft – aber nicht immter – hat Naturwein etwas mit Biodynamischer Arbeit zu tun Bei Cotar merkt man gleich, das etwas anders ist Die Berühmten Kuhhörner dürfen nicht fehlen

