Massimago – Veneto mal anders!



Das man bei Massimago in einem besonderen Weingut gelandet ist, merkt man, sobald man die lange Auffahrt hinaufgefahren und aus dem Auto gestiegen ist. Das wunderschöne Anwesen rückt für mich erst einmal in den Hintergrund, war ich doch etwas abgelenkt von der schönen Landschaft der herbstlichen Hügel und dem munteren Gewusel im Tiergehege, in dem Hasen und Hühner zusammen mit Enten in ausrangierten Barriquefässern leben.

Feuer und Flamme

Wir starten mit einer Tour durch die Weinberge, die oben auf dem Hügel am Waldrand endet. Dort befindet sich das „Fruttaio“ des Weinguts. Die große Lagerhalle passt sich in die Landschaft ein und ihre Wände lassen sich fast komplett zur Seite fahren, damit die Rotweintrauben für die Amaroneproduktion bis zu 90 Tage im kühlen Herbstwind trocknen können.
Das erklärt uns Enrico, als er uns durch die herbstlichen Weinberge führt. Er leitet das kleine Hotel, das zum Gut gehört und er erklärt uns die Details zum Weingut, das 1883 gegründet wurde.


Wir laufen gemeinsam durch die Rebzeilen und wie immer, wenn ich in einem Weinberg bin, sammle ich Steine vom Boden auf. Enrico schaut mich etwas verwundert an und lacht, als ich daran rieche, doch ich bin sofort Feuer und Flamme, als ich an den kalkigen Feuersteinen rieche.
Für Enrico sind die Steine ganz normal, denn sie liegen hier überall herum, nicht anders als Kiesl am Münchner Isarufer. Für mich ist meine „Entdeckung“ aber ein absolutes Highlight. Dieser Boden ist aber vor allem auch ein Highlight für die Garganega-Trauben, die den kalkhaltigen Boden der Weinberge lieben und die sich damit klar vom klassischen Soave-Garganega unterscheideen, denn Kalk und Feuerstein ist doch etwas Besonderes im Veneto.
Enrico erzählt uns von der traditionellen Bepflanzung der Weinberge. Fast alle roten Trauben wachsen bei Massimago im Gemischten Satz, der früher im Vento weit verbreitet und Normalität war. Heute ist das etwas Besonderes und so distanziert sich Massimago ganz klar von Massenproduktion und lebt die Traditionen der Region, da im Zuge der Modernisierung der Gemischte Satz meist dem Erdboden gleich gemacht wurde, und man klassische rebsortenreine Weinberge anlegte.

Frische Trüffel aus dem eigenen Wald

Zum Anwesen, dass sich etwas außerhalb der bekannten Soave und Valpolicella Classico Lagen befindet, gehören circa 30ha. Etwas mehr als die Hälfte der Fläche ist mit Weinbergen bepflanzt, auf 5 ha wachsen Olivenbäume und die restliche Fläche dient als Ausgleich, um eine gesunde Artenvielfalt zu gewährleisten. Dort wird der Natur freien Lauf gelassen, die das Weingut dafür zum Beispiel mit hauseigenem Trüffel belohnt.


Aktuell leitet Camilla das Weingut. Die erste Entscheidung, die sie als Chefin traf, war die Umstellung zur Biobewirtschaftung, die 2014 abgeschlossen wurde. Zudem legt Camilla Wert auf einen veganen Ausbau der Weine. Pro Jahr werden zwischen 80.000 und 100.000 Flaschen klassischer Valpolicella-Weine produziert, die eigentlich gar nicht so klassisch daherkommen. Das merken wir bei der anschließenden Weinverkostung, die im historischen Weinkeller stattfindet, der mittlerweile viel zu klein für die wirkliche Produktion der Weine ist und der jetzt für stimmungsvolle Verkostungen genutzt wird.


Mehr als reife Beeren

Alle Weine von Massimago zeichnen sich durch eine überraschende Eleganz aus. Das klingt in den Ohren des geübten Amarone-Trinkers jetzt vielleicht erst einmal komisch, da Amarone ja doch eher zu den gewaltigeren und wuchtigen Weinen der italienischen Weinwelt gehört. Doch Massimago hat einen Stil entwickelt, den ich persönlich sehr mag und bevorzuge. Alle Weine, die unter Camillas Regime entstehen (und ja, auch die Amarone), zeichnen sich durch Eleganz, Mineralität und Komplexität aus. Da passiert so viel mehr als pures (überreifes) Beerenaroma! Da sind im Ripasso Kräuter in der Nase, da prickelt im Garganega der Feuerstein am Gaumen! Wer Süße im Amarone sucht, der ist hier fehl am Platz. Die Weine sind trocken, strukturiert und bleiben noch ewig in Erinnerung. Auch, wenn sie schon lange getrunken sind.

Und egal, wie gut die Weine bei Massimago sind, ein großes Geheimnis ist das Restaurant, das zum Weingut gehört. Nach einer ausführlichen und umfangreichen Verkostung bringt uns Enrico aus dem kalten Weinkeller in ein gemütliches Lokal. Wir kuscheln uns vor den Kamin und lassen uns einfach mal überraschen, was da so auf uns zukommen wird. Denn beim angekündigten Trüffelmenü mit selbst gesuchten Trüffeln aus den Wäldern rund ums Weingut kann eigentlich nicht viel schief gehen.

Meine Weinempfehlungen findet ihr hier.

Das Weingut habe ich besucht im November 2020.

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